Ernährung

'Veganuary': Tofu & Co. für mehr Gesundheit?

Der Januar ist nicht nur der Monat der Neujahrsvorsätze, sondern für immer mehr Menschen auch die Zeit des ‚Veganuary‘. Dabei handelt es sich um eine weltweite Kampagne, die Menschen dazu ermutigen will, einen Monat lang vegan zu leben, also komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Dahinter verbirgt sich die Idee, der Umwelt, dem Tierwohl und einer gesundheitsbewussten Ernährung gleichzeitig gerecht zu werden. Doch vegane Ernährung ist nicht für jeden geeignet – und ein veganer Lebensstil ist nicht automatisch gleichzusetzen mit einem gesunden Lebensstil.

Essensportion, mit Gemüse und pflanzlichen Zutaten, Rosmarinzweige

Unterschätztes Risiko: Nährstoffmangel

Eine der größten Herausforderungen des Veganismus ist die ausreichende Versorgung mit essenziellen Nährstoffen wie Vitamin B12, Eiweiß (= Proteine) und Eisen. Vitamin B12 zum Beispiel kommt fast ausschließlich in tierischen Produkten vor, weshalb es bei veganer Ernährung durch Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden muss, um einem Mangel vorzubeugen.

Pflanzliche Proteinquellen enthalten im Gegensatz zu tierischen Quellen weniger sogenannte ‚essenzielle Aminosäuren‘. Aminosäuren sind die Grundbausteine der Proteine. Essenziell, also unentbehrlich, sind bestimmte Aminosäuren deshalb, weil der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Wir müssen sie also über die Nahrung aufnehmen. Pflanzliche Lebensmittel enthalten unterschiedliche Mengen an diesen Aminosäuren, weshalb man darauf achten sollte, die Lebensmittel sinnvoll zu kombinieren, um optimal mit Proteinen versorgt zu sein.

Eine weitere Hürde stellt der tägliche Eisenbedarf dar, der für Erwachsene etwa 11 bis 16 Milligramm pro Tag beträgt. In manchen Lebensphasen oder bei bestimmten Erkrankungen kann der Bedarf auch höher sein. Eisen aus pflanzlichen Quellen wird schlechter vom Körper aufgenommen, da es in anderer Form vorliegt und oft an Stoffe gebunden ist, die die Aufnahme hemmen, wie zum Beispiel Oxalsäure (enthalten in Spinat). Das Eisen, das in Fleisch enthalten ist, wird hingegen direkt aufgenommen. Deshalb wird Eisen aus tierischen Quellen rund dreimal besser vom Körper aufgenommen als das aus pflanzlichen Quellen.

Ist vegan gesund?

Viele Menschen entscheiden sich für den Veganuary aus gesundheitlichen Gründen. Doch nicht jede vegane Ernährung ist automatisch gesund. Auch Süßigkeiten, fett- und salzreiche Fertigprodukte können vegan sein, aber der Gesundheit schaden, wenn sie zu häufig verzehrt werden. Gesunde Veganer sind oft auch Nichtraucher und trinken keinen Alkohol. Aufgrund dieser zusätzlichen gesundheitsförderlichen Lebensgewohnheiten ist es also schwierig, das Ausmaß der Vorteile einer veganen Ernährung allein zu bemessen.

Zudem ist eine vegane Ernährung nicht für jeden geeignet. Die beschriebenen Nährstoffmängel können besonders für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Menschen mit chronischen Erkrankungen gefährlich werden. Für diese Personengruppen empfiehlt es sich, Rücksprache mit ärztlichem Fachpersonal zu halten, bevor sie sich für eine vegane Ernährung entscheiden. Eine mögliche Alternative für Menschen, die auf Fleisch verzichten möchten, kann die vegetarische Ernährung sein. Wenn weiterhin Fisch, Eier und Milchprodukte verzehrt werden, treten Nährstoffmängel seltener auf als bei veganer Ernährung.

Fazit: Veganismus als Lebensmodell?

Der Veganuary bietet einen Einstieg in die vegane Lebensweise und sensibilisiert Menschen für Themen wie Gesundheit und Umweltschutz. Doch Veganismus ist kein Weg, der für jeden Menschen die ideale Lösung darstellt. Gesundheitsrisiken durch Nährstoffmangel und die Notwendigkeit sorgfältiger Planung sollten nicht unterschätzt werden.

Wer den Veganuary ausprobieren möchte, sollte sich umfassend über die Vor- und Nachteile der veganen Ernährung informieren und seine Nährstoffzufuhr im Blick behalten. Dies gilt besonders dann, wenn man sich dazu entscheidet, bei einer veganen Ernährungsweise zu bleiben. Eine bewusste, ausgewogene Ernährung – egal ob vegan oder nicht – ist entscheidend für die langfristige Gesundheit.

Tipps für eine möglichst sichere und gesundheitsfördernde vegane Ernährung

  • Frische, regionale Lebensmittel statt hochverarbeiteter Industrieprodukte bevorzugen
  • Abwechslungsreich essen und Lebensmittel so kombinieren, dass ausreichend Proteine zugeführt werden (z.B. Mais mit Bohnen als Chili sin Carne (ohne Fleisch) oder Linsensalat mit Kürbiskernen und Vollkornbrot)
  • Eisenhaltige Lebensmittel sollten stets zusammen mit Vitamin C-reichen Lebensmitteln zugeführt werden, um die Eisenaufnahme zu verbessern (z.B. Paprika oder ein Glas Orangensaft zum Feldsalat)
  • Bei einer ausschließlich veganen Ernährung sollten man seinen Vitamin B12-Bedarf über Nahrungsergänzungsmittel decken. Dies sollte vorab mit ärztlichem Fachpersonal besprochen werden

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