Kreispartnerschaft

Kreispartnerschaft mit Hof HaCarmel geschlossen

Logos der befreundeten Landkreise nebeneinander: Landkreis Tübingen mit schräggestellter dreilatziger Fahne in abgerundetem Wappenschild, Ovales Logo des Kreises Hof HaCarmelit als Linienzeichnung mit einer Einrahmung mit Säule, dem Meer mit einem Segelschiff und Land mit Ähren

Im Rahmen des traditionellen Jahresempfangs des Landkreises Tübingen am Dienstag, 24. September 2024 haben der Landkreis Tübingen und der Kreis Hof HaCarmel in Israel offiziell ihre Partnerschaft besiegelt.

Der Schwerpunkt der Kooperation soll in der Möglichkeit der Begegnung und des Austausches für junge Menschen liegen. Es sollen Schul- und Bildungspartnerschaften entstehen; auch soll die erinnerungskulturelle Arbeit gestärkt werden. Darüber hinaus sind Projekte im kulturellen und sportlichen Bereich geplant.

Zwei Personen halten gemeinsam eine Urkunde
Offizielle Vereinbarung der Partnerschaft beim Jahresempfang des Landkreises Tübingen am 24. September 2024 durch den Vorsitzenden des Rats Hof HaCarmel Asif Izak (li.) und Landrat Joachim Walter (re.)

Kreis Hof HaCarmel

Der Kreis Hof HaCarmel liegt an der nördlichen israelischen Küstenebene; er zählt zum Distrikt Haifa. Auf einer Fläche von 187,36 Quadratkilometern leben dort 28.500 Einwohner, ein Teil von ihnen in insgesamt acht Kibbuzim. Die Region gilt als touristisch attraktiv, modern und wirtschaftsstark. Der Chairman – Vorsitzender des Rats, vergleichbar der Funktion des Landrats – ist Asif Izak, der 2018 gewählt wurde. Die Kreisverwaltung beschäftigt rund 250 Mitarbeitende. Der Kreis Hof HaCarmel pflegt seit 2004 eine Partnerschaft mit dem State of New Hampshire in den Vereinigten Staaten.

Zwischen dem Landkreis Tübingen und Israel bestehen historische und gegenwärtige Verbindungen. So stammt beispielsweise einer der bedeutendsten Palästina-Forscher des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, Gottlieb Samuel Schumacher, aus einer alteingesessenen Tübinger Steinmetz- und Maurerfamilie. Sein Vater Jacob Schumacher war Bauführer für den damaligen Bau des Universitätsklinikums. Die Familie wanderte nach Amerika aus, wo sich Jacob Schumacher der Bewegung für eine „Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem“ – den „Templern“ – anschloss. Aus dieser Bewegung entstand später eine Templer-Kolonie in Haifa, für die Schumacher die bautechnischen Pläne entwarf und später zum Vorsteher der Kolonie wurde. Er plante und baute viele weitere bedeutende Bauwerke im Norden Palästinas, unter anderem ein Mädchen-Waisenhaus in Nazareth. Sein Sohn Gottlieb Samuel Schumacher führte als Ingenieur zahlreiche Baumaßnahmen entlang der Küste und in Galiläa durch. Besondere und größere Bedeutung erlangte er durch sein kartographisches Werk und seine archäologischen Ausgrabungen. Zudem war er in Haifa Teilhaber mehrerer Firmen. 1987 wurde u.a. mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg das Gottlieb Schumacher-Institut an der Universität Haifa eröffnet.

Die Universität Tübingen unterhält Kooperationen mit der Hebrew University in Jerusalem, der Ben-Gurion-Universität in Be'er Scheva und der Universität Haifa. Ein weiterer wichtiger Kooperationspartner ist das Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rehovot. 

Am Karl-von-Frisch-Gymnasium in Dußlingen besteht seit dem Schuljahr 2007/08 eine Schulpartnerschaft mit der Hof HaCarmel High School. Seitdem treffen sich Jugendliche aus Israel und dem Steinlachtal regelmäßig. Die Vor- und Nachbereitung der Reise nach Israel dauert für jede Schülergruppe ein ganzes Jahr. Im Rahmen eines Israel-Seminarkurses beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit Israel, dem Judentum, dem Nahost-Konflikt. Nach der Israelreise schreiben sie eine Hausarbeit zu einem selbstgewählten Thema mit dem Schwerpunkt Israel. Hausarbeit und anschließendes Kolloquium können die mündliche Abiturprüfung ersetzen. Zu dem Konzept des Austauschs gehört eine gründliche inhaltliche Auseinandersetzung mit den vielen Facetten des interessanten Landes und seiner Kultur. Der letzte Schüleraustausch fand im Herbst 2023 statt. Die israelischen Jugendlichen flogen am Morgen des 8. Oktober zurück, nicht ahnend, welche furchtbare Situation sie in ihrem Land vorfinden würden.

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(Meldung vom 25. September 2024)