Verhütung – immer noch ein Tabuthema?

Für manche Eltern und andere Bezugspersonen von Jugendlichen ist das Thema Verhütung noch immer ein Tabuthema. Es fällt ihnen oftmals nicht leicht, mit ihnen darüber zu sprechen. Die Beraterinnen der Schwangerschaftskonfliktberatung im Landratsamt Tübingen – die zur Abteilung Gesundheit gehört – beobachten seit Jahren einen Anstieg ungewollter Schwangerschaften nach größeren Veranstaltungen wie z. B. der Fasnet. Daher sollte das Thema Verhütung gerade zu solchen Anlässen, bei denen ausgelassen gefeiert wird, offen angesprochen werden.

Bei den meisten Jugendlichen, die in die Beratung kommen, war nicht eine Verhütungspanne (wie zum Beispiel ein geplatztes Kondom) Grund für eine Schwangerschaft. Vielmehr wurde oft überhaupt nicht an die Verhütung gedacht. Junge Schwangere berichten dabei auffällig oft, dass das Thema zuhause tabu war. Jugendliche hören sich beispielsweise im Freundeskreis um oder recherchieren im Internet, welche Verhütungsmethode die richtige für sie sein könnte. Doch die Informationen, die sie finden, sind nicht immer seriös. Hinzu kommt, dass das erste Mal unerwartet in ausgelassen fröhlicher Stimmung passieren kann und man sich vorher noch gar nicht um Verhütung gekümmert hat. Idealerweise werden Kinder und Jugendliche vom Elternhaus über verschiedene Verhütungsmethoden informiert. Zuverlässige Informationen für solche Gespräche finden sich z. B. auf den Internetseiten des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).

Die Wahl des richtigen Verhütungsmittels

Wie sicher ein Verhütungsmittel ist, kann man am so genannten Pearl Index erkennen. Dieser gibt an, wie viele von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit einem bestimmten Mittel verhüten, trotzdem schwanger werden. Je höher der Index, desto unsicherer ist also das Mittel.

Verhütungsmittel ohne Hormone

Zu den gängigsten hormonfreien Verhütungsmitteln gehören Kondome. Zusätzlich zur Schwangerschaftsverhütung haben Kondome den Vorteil, dass sie das Risiko senken, sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu infizieren. Dabei ist die richtige Größe, die unbeschädigte Verpackung und das Haltbarkeitsdatum wichtig.

Hormonfreie chemische Verhütungsmittel (Spermizide) gibt es in Form von Cremes, Gels oder Zäpfchen, die Spermien abtöten. Da sie als alleinige Verhütungsmethode nicht zuverlässig sind, sollten sie mit anderen Methoden kombiniert werden – aber nicht mit Kondomen, da die Inhaltsstoffe das Latex angreifen können. Ein guter Kombinationspartner für Spermizide ist das Diaphragma, das über den Muttermund des Gebärmutterhalses gelegt wird. Außer dem Diaphragma und Spermiziden gibt es noch weitere hormonfreie Verhütungsmittel. Zum Beispiel das Femidom – eine Art Kondom für Frauen, das ebenfalls vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen kann. Auch die Kupferspirale zählt zu den nichthormonellen Verhütungsmethoden. Sie darf nur von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt in die Gebärmutterhöhle eingesetzt werden und muss erst nach 3 bis 5 Jahren ausgewechselt werden.

Hormonelle Verhütungsmittel

Das bekannteste hormonelle Verhütungsmittel ist „die Pille“. Sie bietet eine höhere Sicherheit bei der Verhütung von Schwangerschaften als Kondome, kann jedoch auch Nebenwirkungen haben.  Hormonelle Verhütungsmittel gibt es in verschiedenen Zusammensetzungen und Anwendungsformen wie die Minipille, die (Kombi-)Pille, der Verhütungsring, das Verhütungspflaster, die Verhütungsspritze, das Verhütungsstäbchen und die Hormonspirale. Sie sind verschreibungspflichtig und setzen immer eine Beratung und Untersuchung bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt voraus. Bei einer Verhütungspanne kann unter bestimmten Voraussetzungen die sogenannte „Pille danach“ helfen, die rezeptfrei in Apotheken erhältlich ist.

Was Verhütungsmittel für Frauen betrifft, so berät man sich hier am besten mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt. Diese(r) untersucht, berät und prüft, welche Methode am besten zum Gesundheitszustand und zur Lebenssituation passt. Auch Beratungsstellen für Schwangere können bei der Wahl der Verhütungsmethode informieren. Neben der Verhinderung einer Schwangerschaft sollte insbesondere bei Partnerinnen und Partnern, deren Infektionsstatus man nicht kennt, die Vorbeugung sexuell übertragbarer Krankheiten mitgedacht werden. In solchen Fällen kann es beispielsweise auch für Frauen, die die Pille nehmen, sinnvoll sein, zusätzlich Kondome zu verwenden. Beim Ausgehen ist das Kondom auf jeden Fall ein guter Begleiter. So ist man auf ungeplante Situationen vorbereitet und kann sich vor unerwünschten Folgen schützen.

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